Krise & Chance August 2022

Krise Chance präsentiert von August 2022 Neues zu Restrukturierung und Insolvenz Krisen meistern

Fortführung und Verkauf Mitte 2019, im 66. Jahr ihres Bestehens, musste die Druckgießerei Friedrich Döbrich einen Insolvenzantrag stellen. Zum 1. Juli 2022, rund drei Jahre später und ein Jahr vor dem 70. Gründungsjubiläum, hat Insolvenzverwalter Volker Böhm von Schultze & Braun das traditionsreiche Unternehmen an einen neuen Eigentümer verkauft, nachdem er die Druckgießerei in der Insolvenz nicht nur fort, sondern wieder in die Gewinnzone geführt hatte. Alle 40 Arbeitsplätze am Standort im Ansbacher Gemeindeteil Brodswinden bleiben erhalten. Die Sanierung von Friedrich Döbrich ist auch für die Gläubiger ein Erfolg. Durch die dreijährige Betriebsfortführung und den Verkauf erhalten sie annähernd 100 Prozent ihrer Forderungen zurück. Ticker

In unserer letzten Ausgabe waren wir an unserem Bremer Standort. Gemäß dem Titel „Klar zum Wenden!“ haben wir uns auf den Weg gen Süden gemacht. Unter unseren rund 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland ist Nürnberg einer der größten. Für diese Ausgabe nehmen wir den Namen unseres Online-Magazins Krise & Chance als Vorlage. Wie Krisen mit Hilfe der erprobten Verfahren und Instrumente des Insolvenzrechts gemeistert werden können, weiß Volker Böhm, der Leiter der Sanierungsberatung an unserem Nürnberger Standort, aufgrund einer Vielzahl von Unternehmen, die er bei ihrer Sanierung begleitet hat. Als Insolvenzverwalter hat er zum Beispiel im Juni 2022 den Automobilzulieferer Bolta-Werke an einen strategischen Investor verkauft. Anhand dieses Beispiels erläutert er, welche Möglichkeiten Geschäftsführungen und Vorstände im Fall einer Krise haben und im Blick haben sollten, und warum es nicht nur am Ende, sondern durchaus auch einmal während eines Insolvenzverfahrens etwas zu feiern gibt. &, das kaufmännische „und“, passt in doppelter Hinsicht gut zu unserem zweiten Thema. Denn das & erinnert an die Form einer Carrera-Bahn, und Dr. Elske Fehl-Weileder stellt am Beispiel eines Online-Händlers für Kfz-Teile dar, warum es in einer Krise – und besonders der in einer schnelllebigen Branche wie dem Online-Handel – wichtig ist, schnell zu handeln. Zudem zeigt sie anhand der gelungenen Fortführung des Unternehmens, warum es nicht nur, aber eben gerade auch für PowerSeller Power-Sanierer braucht und welche bedeutende Rolle der Versanddienstleister oder der Online-Zahlungsdienstleister in einem solchen Verfahren spielen. Eine Chance sollte genutzt werden. Das ist nicht nur im Fußball so, sondern auch in der Wirtschaft. Getreu dem Motto „Die beste Krise ist die, die nie eintritt“, spricht Prof. Dr. Alexander Sasse von der Nürnberger Concentro Management AG darüber, wie Unternehmen durch strategisches Controlling das Risiko einer Krise minimieren, die ihre Existenz bedrohen kann. Dabei erläutert der Lehrbeauftragte an der Universität ErlangenNürnberg auch, welche Punkte mittelständische Unternehmen bei einer strategischen Analyse in den drei Dimensionen Markt, Wertschöpfung und Finanzen im Blick haben sollten und was ein integriertes Steuerungssystem leisten sollte. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre! Ihr Tobias Hirte e d i t o r i a l

Rund zwei Jahre nach dem Abschluss einer Eigenverwaltung hat der Pralinenhersteller Leysieffer aus Osnabrück einen Insolvenzantrag gestellt. Grund dafür sind nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Liquiditätsschwierigkeiten. Leysieffer habe in den vergangenen Monaten einen erheblichen Umsatzrückgang verzeichnet. Hinzu kämen die zuletzt stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sowie die nach wie vor bestehenden Folgen der nicht beendeten Corona-Pandemie. Nach einer vorübergehenden Schließung der Ladenlokale und der Produktion wurde der operative Geschäftsbetrieb Anfang Juli wieder aufgenommen, nachdem klar war, dass die Mitarbeitenden doch Insolvenzgeld erhalten. Zum zweiten Mal insolvent Ticker

Als Iden wurde im römischen Kalender der Tag in der Monatsmitte bezeichnet. Für deutsche Unternehmen haben in diesem Jahr die Iden des Juli bei Geschäften mit italienischen Partnern eine große Bedeutung. Seit Mitte des Monats gibt es in Italien ein neues Sanierungs- und Insolvenzrecht und reformierte und neue Restrukturierungsverfahren, in denen die Position der italienischen Geschäftspartner im Fall einer finanziellen Schieflage gestärkt ist. Dr. Johannes Heck vom Italian Desk von Schultze & Braun erläutert in seinem Newsletter die Besonderheiten des neuen Gesetzes und der Restrukturierungsverfahren. Die Gläubiger von Cordenka haben den Weg für eine erfolgreiche Neuausrichtung des führenden Herstellers von technischem Rayon endgültig freigemacht: Sie haben Ende Juni dem Sanierungsplan mit großer Mehrheit zugestimmt. Diese war von der Cordenka-Geschäftsführung um CEO Karl Hammer und Sanierungsgeschäftsführer Detlef Specovius von Schultze & Braun erstellt und mit dem gerichtlich bestellten Sachwalter Marcus Winkler von der Kanzlei Winkler Gossak abgestimmt worden. Der Plan sieht einen Forderungsverzicht der Gläubiger sowie die Fortführung des Unternehmens mit mehr als 600 Mitarbeitern vor. Nach der Zustimmung der Gläubiger muss das Gericht den Plan noch bestätigen, anschließend kann Cordenka mit dessen Umsetzung beginnen. Weg frei gemacht Die Iden des Juli Foto: www.cordenka.com

Krisen meistern T i t e l

Seit ihrer Gründung 1921 haben die mittelfränkischen Bolta-Werke die unterschiedlichsten Produkte hergestellt: Kämme, Fotoapparate, Haushaltsgeräte und – seit den 1960er Jahren – oberflächenveredelte Spritzgussteile für die Automobilindustrie.

„Die Geschichte von Bolta ist von einem großen Veränderungswillen geprägt – eine Eigenschaft, die derzeit viele Automobilzulieferer haben müssen“, sagt Volker Böhm, Sanierungsexperte und Leiter der Sanierungsberatung am Nürnberger Standort von Schultze & Braun. Krise auf Krise Als Insolvenzverwalter hat Böhm die Sanierung der Bolta-Werke, des größten Arbeitgebers im Nürnberger Land, seit September 2021 unter äußerst schwierigen Rahmenbedingungen vorangetrieben. „Derzeit reiht sich eine Krise an die nächste. Zuliefererunternehmen sind durch ihre Sandwich-Position von den Auswirkungen auf die Automobilbranche extrem betroffen. Die Hersteller konnten und können wegen Materialengpässen weniger Fahrzeuge produzieren und verschieben daher die Abrufe bei ihren Zulieferern. Das führt bei diesen zu teils sehr kurzfristigen Umsatzrückgängen. Gleichzeitig steigen Rohstoff-, Energie- und Produktionskosten mitunter zweistellig und nicht jedes Unternehmen kann sie an seine Kunden weitergeben. Wäre das alles nicht schon herausfordernd genug, erlebt die Industrie gerade die größten Transformationsphase ihrer Geschichte. Dass in der EU nun bereits ab 2035 nur noch Neuwagen ohne CO2-Emissionen zugelassen werden sollen, erhöht den Druck auf die Zulieferer weiter. Viele Herausforderungen „Die Geschäftsführungen stehen vor vielen operativen und strategischen Herausforderungen. Im eigenen Interesse dürfen sie dabei aber nicht ihre gesetzlichen Pflichten aus den Augen verlieren: Die Sicherstellung der Liquidität ist entscheidend – und das nicht nur, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Wenn es finanziell eng wird, muss – um eine Haftung zu vermeiden – sichergestellt sein, dass das Unternehmen alle fälligen Verbindlichkeiten pünktlich bezahlen kann. Ist das nicht möglich – droht also die Zahlungsunfähigkeit oder liegt sie bereits vor – müssen Geschäftsführer oder Vorstände rechtzeitig einen Insolvenzantrag stellt. Andernfalls haften sie unter Umständen persönlich für die Schäden, die den Gläubigern dadurch entstehen. Das gilt auch bei einer Überschuldung des Unternehmens., so dass die Geschäftsführung auch immer prüfen müssen, ob dem Unternehmen für die kommenden zwölf Monate eine positive Fortführungsprognose bescheinigt werden kann. Erprobte Instrumente und Verfahren Wichtig ist: Muss ein Insolvenzantrag gestellt T i t e l

werden, bedeutet das nicht automatisch, dass die Unternehmensgeschichte endet. Die Insolvenz kann vielmehr die Chance auf einen Neuanfang sein. „Das deutsche Insolvenzrecht bietet Unternehmen erprobte Instrumente und Verfahren, um Krisen zu meistern und sich neu aufzustellen. Erfolgreiche und nachhaltige Sanierungen sind sowohl in einem sogenannten Regelinsolvenzverfahren als auch mit der Eigenverwaltung – der Sanierung in eigener Regie – und dem Schutzschirmverfahren, einer Sonderform der Eigenverwaltung, möglich. Seit Januar 2021 können Unternehmen mit dem sogenannten StaRUG die Möglichkeit einer vorinsolvenzlichen Restrukturierung nutzen. Wichtig ist, dass die handelnden Personen diese Verfahren als eine Option verstehen und mit entsprechenden Fachleuten prüfen, ob diese im konkreten Fall die Probleme lösen kann. In kurzer Zeit viel erreichen „Gerade in herausfordernden Fällen mit hohem operativem Restrukturierungsbedarf kann man mit einem Insolvenzverfahren in kurzer Zeit viel erreichen. Die Dynamik und der Veränderungsdruck in einem solchen Verfahren führen oft zu Ergebnissen, die man vorher nicht erwartet hat“, sagt Böhm, der bereits zahlreiche Unternehmen bei ihren Sanierungen begleitet hat. So wie bei den Bolta-Werken: Insolvenzverwalter Böhm konnte den Automobilzulieferer Mitte 2022 an einen strategischen Investoren verkaufen. Zuvor war es ihm gemeinsam mit der Geschäftsführung gelungen, nach dem Insolvenzantrag den Geschäftsbetrieb schnell zu stabilisieren und während der neun Monate des Verfahrens fortzuführen. Das war möglich, da mit gezielten Restrukturierungsmaßnahmen kurzfristig Einsparpotentiale realisiert wurden und die Produktivität verbessert werden konnte. „Trotz der weltweiten Lieferengpässe haben wir es zudem geschafft, die Versorgung mit Material zu sichern, und wir haben die Kunden davon überzeugt, die Zusammenarbeit fortzusetzen“, sagt Böhm. Im Zusammenspiel mit der konstruktiven Unterstützung von Kunden, Lieferanten, Betriebsrat, Gläubigern und lokaler Politik konnte das gemeinsame Ziel erreicht werden: Die Geschichte der Bolta-Werke geht weiter. Aber nicht nur das gab Anlass zur Freude. Während des Verfahrens konnte das 100-jährige Gründungsjubiläum gefeiert werden.

Thema Das Einkaufen im Internet ist nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bei Privatpersonen immer beliebter geworden. Die Auswahl ist oft größer und mitunter findet sich online das eine oder andere Produkt auch zu einem besonders günstigen Preis. Der OnlineHandel wächst schnell – manchmal allerdings zu schnell für einzelne Unternehmen, die in der Folge in die Insolvenz rutschen können. Gerade bei der Sanierung von Onlinehändlern ist dann vor allem schnelles Handeln gefragt. Krisen sind online schnell sichtbar „Die Herausforderung bei diesen Verfahren ist, dass die Schwierigkeiten im Unternehmen direkte Auswirkungen auf die Bewertung des Händlers im Internet haben und die Krise daher online schnell sichtbar wird. Das wiederum hat direkte Auswirkungen auf das Geschäft“, sagt Dr. Elske Fehl-Weileder, von Schultze & Braun, die jüngst zusammen mit Volker Böhm einen großen Online-Händler für Kfz-Teile durch ein Insolvenzverfahren begleitete. Der Händler hatte den Neubau eines hochautomatisierten Logistikzentrums wegen Problemen mit der IT nicht abschließen können. In der Folge erhielten Kunden ihre Lieferungen nur verzögert oder mit falschem Inhalt. Dafür gab es zunehmend schlechte Online-Bewertungen der frustrierten Kunden. Es kam zu Umsatzeinbußen, die schließlich in eine Ergebnis- und Liquiditätskrise mündeten. Am Ende stand ein Verlust in zweistelliger Millionenhöhe. Handeln!

Anbieter zu tun haben. Auch hier mussten die beiden Sanierer hohe Sicherheitsleistungen hinterlegen, um die teilweise bereits deaktivierten Siegel weiter nutzen zu können. Während für die Sanierung einerseits hohe Summen an Vorkasse und Sicherheitsleistungen aufgebracht werden mussten, blieben andererseits die Online-Zahlungsdienstleister bei der Auszahlung von Guthaben eher zurückhaltend. „Ein Dienstleister hielt eine Reserve von mehr als einer Million Euro zurück. Das ist gebundenes Kapital, was dann an anderer Stelle fehlt – gerade in einer Sanierung, in der die Zeit drängt und Liquidität knapp ist, ist das eine große Herausforderung“, so Fehl-Weileder. „Weil viele Online-Unternehmen ihren Sitz in Irland haben, ist es enorm wichtig, sich frühzeitig um einen Ansprechpartner zu kümmern, der idealerweise für den deutschsprachigen Raum zuständig ist und sich insbesondere im deutschen Recht auskennt.“ Der Aufwand zahlt sich aus Der Aufwand zahlte sich am Ende aus. Es gelang Fehl-Weileder und Böhm, das Unternehmen zu erhalten und an einen Investor zu verkaufen. Fehl-Weileder: „Mit dem Erwerber hatte es schon vor der Sanierung im Insolvenzverfahren Gespräche gegeben, aber es war nicht zu einem Abschluss des Kaufvertrags gekommen. Wir haben dann einen M&A-Prozess initiiert und weitere Interessenten einbezogen, um die beste Lösung zu finden. Aber letztlich hat der ursprüngliche Interessent auch das beste Angebot abgegeben.“ Die Besonderheit bei einem reinen Online-Handel besteht darin, dass die Kontaktanbahnung mit den Kunden nahezu ausschließlich über die Homepage erfolgt, und dass Online-Dienstleister wie Handelsplattformen, Zahldienstleister oder Suchmaschinen von enormer Wichtigkeit für das Funktionieren des Geschäftsmodells sind. Power-Sanierer für Power-Seller Mehr als 90 Prozent seines Umsatzes generierte der Händler über eine einzelne Onlineplattform. Dort hatte er den Status als „Power-Seller“ – ein Status mit Sonderkonditionen und hoher Reputation bei den Kunden. „Wir mussten daher schnell versuchen, diesen Status zu sichern. Zwar sperrte sich die Plattform bei den Sonderkonditionen, den Status als Power-Seller konnten wir über eine Sicherheitsleistung aber erhalten“, berichtet Fehl-Weileder. „Das war für die Außenwirkung ganz besonders wichtig.“ Schnelligkeit war auch bei der Logistik gefragt: „Die Kunden wollen ihre Ware so rasch wie möglich geliefert bekommen. Daher kam dem Versanddienstleister eine entscheidende Rolle zu. Der hatte aber mit dem Insolvenzantrag die Abholungen eingestellt und bestand auf Vorkasse. Insgesamt mussten wir einen Betrag in sechsstelliger Höhe vorab leisten, den wir nicht unterschreiten durften, sonst wären die Abholungen erneut eingestellt worden“, sagt Fehl-Weileder. Ein ähnliches Bild bot sich bei den Dienstleistern für Onlineanzeigen und die besonders wichtigen Gütesiegel für Online-Händler, die den Kunden signalisieren, dass sie es mit einem seriösen

Die Krisen geben sich aktuell die Klinke in die Hand und Unternehmen stehen vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Im Interview erläutert Prof. Dr. Alexander Sasse, wie Unternehmen durch strategisches Controlling das Risiko einer Krise minimieren, die ihre Existenz bedrohen kann. Herr Sasse, wie kann das Controlling einem Unternehmen dabei helfen, resistenter gegenüber Krisen zu werden? Sasse: Für Unternehmen ist die beste Krise die, die überhaupt nicht eintritt oder zumindest möglichst geringe Auswirkungen hat. Damit das möglich ist, müssen Unternehmen Krisen allerdings proaktiv vermeiden. Ein maßgeblicher Punkt dabei ist, das Geschäftsmodell möglichst krisenresistent zu gestalten. Zudem sollten Unternehmen ein fundiertes integriertes Steuerungssystem implementieren, das beispielsweise eine Planung in Szenarien zulässt, um Entwicklungen und deren monetären Konsequenzen auf Ergebnis und Liquidität, die zu einer Krise führen könnten, bereits frühzeitig zu erkennen. Auf dieser Basis werden dann Maßnahmen definiert, welche geeignet sind, die potenzielle Krise zu vermeiden. Welche Rolle kommt dabei dem Controlling zu? Sasse: Eine entscheidende, denn Veränderungsbereitschaft muss für Unternehmen gerade in Zeiten wie diesen zum Tagesgeschäft gehören, und die Unternehmensstrategie muss regelmäßig geprüft und bei Bedarf angepasst werden. Ein strategisches Controlling erfüllt diese Aufgabe mit einer sogenannten Prämissenkontrolle. Dabei werden die wesentlichen Variablen bezüglich der Makro- und der Branchenumwelt des Unternehmens anhand von Prämissen überprüft, hinterfragt und bewertet, die das Controlling festgelegt hat und im Fall der Fälle nachjustiert. Bei mittelständischen Unternehmen hat sich für die Prüfung eine Unterteilung der strategischen Analyse in die drei Dimensionen Markt, Wertschöpfung und Finanzen bewährt, deren schlüssiges Zusammenspiel geprüft wird. Wie läuft die strategische Analyse des Marktes ab? Sasse: Dafür sind die Kriterien Leistungsangebot, Kunden sowie Märkte und Wettbewerb und in manchen Branchen zudem der Marktauftritt relevant. Bei den Produkten und Leistungen des Unternehmens geht es etwa um die Frage, ob diese in Zukunft noch benötigt und im Markt Krisen proakt Thema

nachgefragt werden und welche neuen Produkte und Leistungen angeboten werden müssen, um am Markt weiterhin erfolgreich zu agieren. Wichtig ist aber auch, mögliche Abhängigkeiten von bestimmten Kunden und Vertriebskanälen zu analysieren und die Entwicklungen der Branche und der Wettbewerber im Blick zu haben. Gilt das auch für die Wertschöpfung? Sasse: Ja, denn in jedem Unternehmen spielen die Prozesse und Abläufe, die Aufbauorganisation, die Ressourcen und Kooperationen mit anderen Unternehmen eine wichtige Rolle. Die Antwort auf die Frage nach der eigenen Position in der Wertschöpfungskette und nach Abhängigkeiten von bestimmten Partnern, Lieferanten und Ressourcen sollten sich Unternehmen gerade mit Blick auf die anhaltenden Lieferkettenprobleme sehr genau anschauen. Das trifft sicherlich auch für die Finanzen zu. Sasse: Solide Finanzen sind ein wichtiger Baustein der Krisenprävention. Daher sollten Unternehmen ihr Augenmerk auf die Analyse von Rentabilität, Ertragsmechanik, Cashflow und adäquater Finanzierungsstruktur richten – für sich allein, aber auch tiv vermeiden Der Interviewpartner: Prof. Dr. Alexander Sasse ist Partner und Vorstand bei der Concentro Management AG sowie Lehrbeauftragter an der Universität Erlangen-Nürnberg, an der Frankfurt School of Finance & Management und an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. mit dem Blick auf die Implikationen der Dimensionen Markt und Wertschöpfung auf die Finanzen. Unter anderem stehen dabei die Entwicklung der Rentabilität, die Kapitalstruktur und die Entwicklung der finanziellen Ressourcen im Fokus, um eventuell erforderliche strategische Maßnahmen oder geschäftsentwicklungsbedingte Liquiditätsengpässe aus eigener Kraft mit-finanzieren zu können. Aber auch die Frage, ob die einzelnen Gesellschaften eines Unternehmens so wirksam voneinander abgeschottet sind, dass die finanzielle Schieflage einer Gesellschaft nicht auf andere überspringt, spielt eine große Rolle. Was leistet das integrierte Steuerungssystem? Sasse: Das System muss die beiden fundamentalen Regelkreise der strategischen Unternehmens- und der operativen Steuerung des Tagesgeschäfts miteinander verzahnen. Zudem müssen die steuerungsrelevanten monetären – insbesondere GuV-, Bilanz- und Cash-Flow – und nichtmonetären – etwa Qualitätskennzahlen oder Liefertreue – Steuerungsgrößen bezogen auf ihren Kontext zusammengeführt werden. Die Basis für das System bildet eine tragfähige Strategie. Sie muss zum Beispiel mittels einer Balanced Scorecard operationalisierbar sein und die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens sichern. Dazu werden schlüssige mittel- beziehungsweise langfristige strategische Unternehmensziele formuliert und Maßnahmen definiert und umgesetzt, um diese zu erreichen.

T e r m i n e August/ September 2022 Vom Mitarbeiter zur souveränen Führungskraft am 24. und 25.08.2022 in Heidelberg, Heidelberg Marriott Hotel Basiswissen Insolvenzrecht für SachbearbeiterInnen vom 27. bis 28.09.2022 online Aktuelle Rechtsprechung des BGH zum Insolvenzrecht vom 29. bis 30.09.2022 online

Oktober 2022 High-End: Insolvenz- und Gesellschaftsrecht vom 04.10 2022 online Marathon der Vollstreckung am 06.10.2022 online Die Eigenverwaltung nach SanInsFoG und IDW S9 2022 am 13.10.2022 in Frankfurt, Hotel Frankfurt Messe Professionelle Liquiditätsplanung in Krise und Insolvenz am 20.10.2022 online

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