Krise & Chance März2023

Thema Kreditrisiken bei der Unternehmensfinanzierung zu begegnen, gewinnt für Banken an Bedeutung – eine Option ist der Verkauf von NPL-Portfolios. Im Interview erläutern Dr. Ludwig Weber und Jürgen Sonder, worauf Verkäufer und Käufer bei NPL-Transaktionen achten sollten. Herr Sonder, Herr Dr. Weber, welche Entwicklung sehen Sie bei Non Performing Loans, kurz NPL? Sonder: Das aktuelle NPL-Barometer, das wir mit der Frankfurt School of Finance & Management erheben, zeigt, dass die Risikomanagerinnen und -manager in den deutschen Banken mit einem Anstieg von Kreditausfällen kalkulieren. Bis Ende 2024 erwarten sie ein NPL-Volumen von 38,1 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Aktuell sind es rund 30 Milliarden Euro. Weber: Die Ergebnisse des NPL-Barometers decken sich mit der Entwicklung der Insolvenz-Zahlen. Fakt ist: Ein Mehr an Insolvenzen führt zu einem Mehr an Kreditausfällen. Die Daten von STP zeigen im Vergleich von 2021 mit 5.750 eröffneten Insolvenzen von Kapital- und Personengesellschaften zu 2022 mit 6.311 Verfahren einen Anstieg von rund zehn Prozent – ein Trend, der sich 2023 fortsetzen dürfte, Vorteile für Verkä auch wenn die Zahl der Insolvenzanträge im Januar im Vergleich zum Dezember dem Statistischen Bundesamt zufolge zunächst um rund drei Prozent zurückgegangen ist. Für Banken wächst das Risiko von Kreditausfällen. Welche Optionen gibt es für sie? Sonder: Um möglichen Kreditrisiken frühzeitig und proaktiv begegnen zu können, ist Vorsorge das A und O – die Qualifizierung und Konzentration des Risikomonitorings und des Risikocontrollings auf die gefährdeten Kreditportfolios haben absolute Priorität. Um eventuelle Klippeneffekte zu verhindern, ist bei der ersten Zahlungsschwierigkeit eine unmittelbare Aktion erforderlich. Der Verkauf von gekündigten Kreditportfolios an Investoren stellt eine effektive Alternative im NPL-Management dar. Den Unternehmensfinanzierern und besonders Banken hilft der Verkauf unter anderem, ihre Bilanz zu bereinigen, und sie generieren Liquidität, da sie zumindest einen Teil der notleidenden Forderungen aus den NPLs realisieren. Weber: Für die Käufer von NPL-Portfolios ist der mögliche Discount auf die notleidenden Forderungen ein Anreiz. Letztlich geht es ihnen um eine risiDie Interviewpartner: Dr. Ludwig J. Weber ist Experte für Unternehmensfinanzierung und -sanierungen bei der Kanzlei Schultze & Braun. Er berät unter anderem Finanzierer und Investoren bei der Bewertung von Kreditportfolios und bei NPL-Transaktionen. Jürgen Sonder ist Präsident der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing, Vorsitzender des Senior Advisory Board der Intrum Gruppe in Deutschland und Mitglied des Beirats des Frankfurter Instituts für Risikomanagement und Regulierung (FIRM). Er ist seit über 35 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche tätig und initiierte und verantwortete Transaktionen über mehrere Milliarden Euro.

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