Krise & Chance August 2023

Wirtschaftliche S Thema Gerade erst sorgte die Entscheidung des Bundesfinanzministeriums in Berlin für Schlagzeilen, den Erweiterungs-Neubau des Ministeriums mit kalkulierten Kosten in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro noch in der Planungsphase zu stoppen – mit dem Verweis auf mobiles Arbeiten. „Auch wenn weiterhin der Wohnungsbau und nicht der gewerbliche oder der industrielle Bau das Sorgenkind der Baukonjunktur ist, wirft der Fall des Finanzministeriums ein Schlaglicht auf zwei große Probleme der Branche: die steigenden Kosten und die grundlegenden Veränderungen der Arbeits- und Wohnwelt vieler Menschen“, sagt Alexander Eggen von Schultze & Braun. „Unternehmen aus der Baubranche treffen die Kostensteigerungen zudem gleich doppelt: Zum einen durch die steigenden Preise für die Baumaterialien oder die Betriebsmittel für die Maschinen. Zum anderen durch die steigenden Zinsen, wodurch Baufinanzierungen für viele private, aber auch gewerbliche Bauherren unerschwinglich werden.“ Das spiegelt sich auch im starken Rückgang der Genehmigung für Wohneinheiten (WE) wider. So wurden bis April dieses Jahres nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fast 33.000 WE weniger als im Vorjahr genehmigt, was einen Rückgang von fast 40 Prozent darstellt. Das geht natürlich auch an den Bauunternehmen nicht spurlos vorüber. Im Frühjahr (bis April) erhielten die rund 35.000 Bauunternehmen in Deutschland nach Angaben ihres Spitzenverbands „Das deutsche Baugewerbe“ nominal 25 und real 35 Prozent weniger Aufträge als vor einem Jahr. Perspektivisch dürfte sich ein Rückgang auch beim Bau von Bürogebäuden einstellen. Nach Angaben des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle sind in Deutschland die Büro-Neuvermietungen im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um 40 Prozent zurückgegangen. „Fakt ist: Nach vielen guten Jahren erlebt die Baubranche nun einen erheblichen Konjunktureinbruch, von dem noch nicht absehbar ist, wie lange er andauert“, sagt Eggen, der bereits mehrere Bauunternehmen bei ihrer Sanierung begleitet hat. „Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen eine notwendige Restrukturierung oder Sanierung rechtzeitig angehen, denn dann sind noch Reserven da. Wenn Gegenmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden, bestehen bessere Chancen auf einen erfolgreichen und nachhaltigen Ausgang. Einfach abzuwarten und auf eine baldige Besserung der Baukonjunktur und der wirtschaftlichen Gesamtlage zu setzen, ist keine sinnvolle Strategie.“ Insolvenzantragspflicht nicht ignorieren Trotz der im November des vergangenen Jahres erfolgten Erleichterungen bei der Überschuldung, etwa der verkürzte Prognosezeitraum bei der FortfühWelche Möglichkeiten es für Bauunterneh

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